Ernst Eichinger

Künstlers Gedanken

Seit Beginn meiner beruflichen künstlerischen Tätigkeit (1955) hat eine Reihe von Kunsthistorikern und Kritikern über die Jahre hinweg meine Arbeiten in Büchern, Zeitungen, Magazinen, manchmal im Rundfunk kommentiert. Ich erinnere mich an Jürgen Beckelmann, Clas Becker, Hans Heilmaier, Richard Hiepe, Andreas Link, Fritz Nemitz, Remigius Netzer, Wolfgang Petzet, Doris Schmidt, Ingrid Seidenfaden.

Von Anfang an wechselten meine Darstellungen innerhalb kurzer Zeiträume Inhalt und Technik und waren nicht beschränkt auf einen bestimmten Themenkreis oder auf gewisse Gestaltungsweisen: Reine Malerei wird abgelöst von Assemblage und reliefartigen Gestaltungen; im zeichnerischen Bereich führt die Wahl diverser Materialien zum Gebrauch wechselnder Techniken. In den achtziger Jahren begann ich, das rechteckige Bildformat zu verändern durch Abschrägungen, die dem jeweiligen Thema entsprachen und zugleich die Raumbezogenheit des Bildes herstellten. Und kein Bild ist „ohne Titel“.
Dieser anhaltende Wechsel ist nicht ein Zeichen von Beliebigkeit, sondern eine Antwort auf Welt in ihrer ganzen Vielfalt und Unruhe. „Welt ist nicht, Welt geschieht.“ (Werner Heisenberg).  In einem Künstlergespräch (1998) bezeichnete ich die Variabilität als signifikantes Merkmal meiner Arbeit.

Eine andere Eigenart - in meinen Darstellungen eher zu empfinden als zu erkennen -  ist ein gewisses Schweben, eine Unentschiedenheit. Eine Suspense erfaßt lautlos das ganze Bild, hervorgerufen durch Vermeidung des Eindeutigen und die Balance gegensätzlicher Werte: der Nähe und Distanz, des Aufleuchtens eines Farbsignals und des möglichen Verbergens unter der Oberfläche, der Präzision und Unschärfe, der Annäherung an Gegenständlichkeit und deren Verschleierung durch Abstraktion. Die Kontraste halten sich in Spannung wie die Positionen eines strittigen Dialogs, der sich ohne Entscheidung ins Unbestimmte fortsetzt.

Wenn ich die grundlegenden bildnerischen Mittel anwende, löst sich das Banale von seiner konventionellen Bedeutung und offenbart ein anderes Gesicht. Eine andere Welt scheint zu entstehen, in der die Reflexe der Dinge mehr gelten als deren eigene Erscheinung; unbeachtete Zwischenräume gewinnen an Bedeutung, als seien sie die eigentlichen Bildgegenstände. Der Zauber der Verwandlungen entfaltet sich, wenn das Bild nicht einem Plan nacheifert, sondern sich während der Arbeit entwickelt – ähnlich der „allmählichen Verfertigung der Gedanken beim Reden“ (Heinrich von Kleist).
Die Magie vielfältiger Möglichkeiten des Gestaltens und die den Materialien eigenen Fähigkeiten lassen das Bild wie aus sich selbst entstehen und den ausübenden Künstler als Medium erscheinen.
Angesichts solcher Unwägbarkeiten und Unbestimmtheiten könnte ich den Gestaltungsvorgang auch beschreiben, als ob die unberührte Malfläche alles, Vertrautes und Fremdes zugleich, gespeichert hätte: Wenn ich Ihre Ausmaße ertaste, wecke ich ihr unerschöpfliches Gedächtnis. Indem sie unter den Berührungen allmählich Farbe annimmt, gibt sie Erinnerungen preis, die als Elemente der Gestaltung sichtbar werden. Durch deren eigengesetzliches Zusammenspiel entsteht eine neue Bildwirklichkeit – über die Grenzen des Bekannten und Vertrauten hinaus. 
Und dann der Vorgang der Übermalung: eine wiederkehrende, sanfte Welle, die schließlich die gesamte Fläche bedeckt. Kein Teil bleibt, wie er war; kein Fleck gleicht dem anderen, nichts bleibt ungetrübt; vielmehr mischen sich alle Werte und geben das Schauspiel fortwährender Verwandlung. Mit geschlossenen Augen vernehme ich den Klang der Farben unter der Oberfläche und die Atemzüge des Bildes; denn nichts wird getilgt, alles wird bewahrt, aber verheimlicht und kostbar gemacht. 
Ich schätze das Mehrdeutige, das Vage, Schwebende, alles Mögliche und das Unfertige als eine ästhetische Qualität. Selbst der Zeitpunkt des Aufhörens ist in der Schwebe – en suspens. Ich verzichte darauf vorherzuwissen, wohin genau das Bild geraten wird. Wenn ich irgendwann den Pinsel zur Seite lege, finde ich nicht ein geplantes, erwartetes Ergebnis vor und kein Abbild, sondern die Bestätigung eines Geschehens, das es so noch nie gab, und dessen Verlauf und dessen Ende ungewiss sind. Gewiss ist, was Otto Schnaidttlein, der exzentrische Kunstmaler aus dem Fränkischen, verkündet hat, als er in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegen die Profanierung der Kunst protestierte: "Kunst ist elitär, sie leidet keine Liebhaberei."

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